„Was wir besitzen, kann nie verlorengehen.”
Vortrag von Uschi Otten
Der Name Erich Mühsam mag manchen im Gedächtnis sein. Kaum bekannt aber ist, in welchem Maße sein Leben und Wirken mit dem seiner Frau Zenzl verbunden ist, der wir auch die Über-lieferung seiner Schriften verdanken.
Dabei war die bayerische Bauerntochter aus der Holledau, die 1915 den jüdischen Apothekersohn zum Gatten nahm, nicht allein Muse seiner Bänkellieder, die den umtriebigen Bohemien mit ihrem Liebreiz, den brotlosen Dichter mit ihren Kochkünsten bestrickte, sondern ebenbürtige Gefährtin.
Sie floh nach seiner Ermordung ins sowjetische Exil, wo sie in eine 20jährige Odyssee durch den Stalinschen Gulag geriet. Erst 1955 gestattete man der 71jährigen Anarchistenwitwe die Rückkehr nach Ost-Berlin, wo sie allen Widerständen zum Trotz für die Veröffentlichung seiner Werke eintrat. Im Lebensweg dieser Unbeugsamen verdichtet sich auf eindrückliche Weise die Geschichte des Zwanzigsten Jahrhunderts.