Ein überaus beachtliches Zeugnis für das Wirken der brandenburgischen Kurfürstin Louise Henriette ist das von ihr ins Leben gerufene Waisenhaus. Aus Freude über die Geburt des Thronfolgers Karl Emil und in Erfüllung eines Gelöbnisses stiftete sie das Haus für 24 Kinder.
Auf der Hofseite waren Wirtschaftsgebäude entstanden (Ställe, Einrichtungen zum Backen, Schlachten, Waschen und Brauen). Besondere Fürsorge der Kurfürstin galt der Schul- und Weiterbildung. Die Stiftungsurkunde dokumentiert eine für die damalige Zeit völlig neue pädagogische Herangehensweise bei der Unterbringung, Betreuung, Erziehung, Ausbildung und Förderung von Waisenkindern. Die Knaben wurden nach der Schule und Konfirmation meist in die Lehre zu Handwerksmeistern gegeben. Die Mädchen erhielten nach der Schule eine hauswirtschaftliche Ausbildung und gingen mit 17 oder 18 in Anstellung. Alle Auszubildenden wurden von der Einrichtung mit Bettzeug, Bekleidung, Lehr- und Studiengeld unterstützt. Bei Verheiratung der Mädchen erhielten diese eine Aussteuer von 20 Talern.